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8 Übertragbarkeit der Home-Banking-Situation auf Deutschland

In wie weit ist die Home-Banking-Situation in Frankreich auf Deutschland übertragbar?

8.1 Die Situation in Deutschland

In Deutschland hat sich das zu Minitel vergleichbare BTX (jetzt T-Online) erst vergleichsweise spät etabliert. Im Frühjahr 1997 hat die Telekom ungefähr 1.4 Millionen T-Online-Nutzer, insgesamt sollen nach [Hei97, Seite 6] bis zum Jahresende rund 8 Millionen Menschen Zugang zum Internet haben.

Das Home-Banking geschieht bisher vor allem über T-Online, der Trend geht jedoch zur Benutzung des Internets. Vorteil ist hier die weltweite Benutzung und eine graphische Oberfläche. Als ein noch nicht endgültig gelöstes Problem hat sich die Sicherheitsfrage ergeben.

In Deutschland gibt es nach [Hei97, Seite 6 und 17] rund 70 Millionen Girokonten. Im Moment werden davon rund 2 Millionen mit dem PC geführt. Es wird von Heinz Wings, Vorstand der Sparda Bank Hamburg, erwartet, daß diese Zahl auf ungefähr 10 Millionen im Jahre 2000 steigen wird [Hei97, Seite 6 und 17].

Nach einer Untersuchung der Unternehmensberatung Athur D. Little werden in Deutschland in den nächsten vier Jahren rund 100.000 der 700.000 Arbeitsplätze im Kreditgewerbe wegfallen [Hei97, Seite 12].

8.2 Vergleichbarkeitsanalyse

Die Situation in Frankreich ist nur eingeschränkt auf Deutschland übertragbar. Es gibt keine zu Minitel vergleichbare preiswerte Möglichkeit zum Home-Banking. Home-Banking geschieht daher entweder nur über Telefon, oder über einen relativ teuren, kompliziert zu bedienenden PC.

Erst die starke Popularität des Internet hat zu einem gewissen Ausgleich geführt, die PCs zu Hause (mit Modem oder ISDN-Karte) und im Büro (Netzanschluß) werden zunehmend populärer. Trotzdem ist die Durchdringung Deutschlands mit Internet-fähigen oder T-Online-fähigen PCs wesentlich geringer als die Durchdringung Frankreichs mit Minitel. Zahlen über die Durchdringung von PCs in verschiedenen Ländern kann in [Foc97c] gefunden werden, in Deutschland in [Foc97b], und über die Wünsche von Nutzern des Internet in [Foc97a].

Die Franzosen sind wesentlich Technik-begeisterter als Deutsche. Die Ablehnung von neuer Technik und insbesondere von Computern, sowie die hohen Telekommunikationskosten behindern die Ausbreitung von Home-Banking in Deutschland.

8.3 Folgerungen für Home-Banking in Deutschland

Home-Banking wird sehr bald in gewissen Kreisen völlig normal werden (Studenten, gehobener Bildungsstand), jedoch wird ein Großteil der Konten und Überweisungen weiterhin über bekannte Kanäle abgewickelt werden. Die Situation ist vergleichbar mit der Benutzung von Bankautomaten, die gerade von älteren Bevölkerungsschichten noch immer nicht voll akzeptiert ist.

Als Auswirkung wird sich jedoch schon recht kurzfristig eine Verstärkung des Wettbewerbs ergeben. Versierte Kunden werden die Leistungen von Banken über das Internet in minutenschnelle vergleichen können, und so entweder durch Bankwechsel, oder durch Druck auf ihre bisherige Bank, zu einer Verringerung von Margen und einer Erhöhung von Guthaben-Zinsen führen.

Es wird für Banken zunehmend wichtiger werden, darauf zu achten, welche Kunden sie haben wollen. Banken müssen darüber nachdenken, wie sie es schaffen, attraktive Kunden an sich zu binden.

Die wenigsten Banken werden sich die Absenz im Internet/Home-Banking leisten können, und sei es nur, um die vorhandenen ``guten'' Kunden zu halten.

Auf lange Sicht wird Home-Banking eine ähnlich wichtige Rolle wie in Frankreich spielen, es lohnt sich für deutsche Banken, die Situation in Frankreich genau zu studieren.

Durch die schlechtere Versorgung mit einer IT-Infrastruktur ist es wahrscheinlich, daß Deutschland auf längere Sicht eine bessere IT-Infrastruktur als Frankreich aufbaut, da es kein technisch überholtes Altsystem (Minitel) gibt, an dem festgehalten werden kann.


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Gerhard Müller, Sat May 30 17:58:32 CEST 1997